Mikrobiell induzierte Betonkorrosion
Cyrill Grengg vom Institut für Angewandte Geowissenschaften der TU Graz erklärt: "MICC korrodiert häufig die in Kläranlagen verwendeten konventionellen Betonsorten mit einer Rate von einem Zentimeter oder mehr pro Jahr. Dementsprechend können die Betonelemente innerhalb weniger Jahre zerstört werden, was zu erheblichen Schäden an den Abwassersystemen führt".
Nach Ansicht der Forscher fehlt oft das Bewusstsein für diese Prozesse und die daraus resultierende Gefährdung der Abwasserinfrastruktur und der menschlichen Gesundheit. "Die Schachtabdeckungen zu schließen und in die andere Richtung zu schauen, ist nicht die Lösung", fügte Grengg hinzu. Allein in Deutschland werden die wirtschaftlichen Auswirkungen der Sanierung von Abwassersystemen auf rund 450 Millionen Euro pro Jahr geschätzt. Obwohl derzeit keine Daten für Österreich vorliegen, können die Kosten extrapoliert und auch auf andere europäische Länder übertragen werden.
Die mikrobiell induzierte Säurekorrosion (MICC) in Kläranlagen resultiert aus einer Folge von biogenen Sulfatreduktionsreaktionen mit anschließender Reoxidation. Zunächst wird Sulfat in Druckrohrleitungen oder stehendem Abwasser durch Bakterien unter anaeroben - oder sauerstofffreien - Bedingungen unter Bildung von Schwefelwasserstoff reduziert.
Dieses scharfe, hochgiftige Gas entweicht in die Kanalluft und diffundiert in Kanalrohre und Schächte. Dort findet die Reoxidation durch autotrophe Bakterien an Betonwänden statt, die nicht einmal mit Abwasser in Berührung kommen.