Es ist keineswegs selten, dass im Bereich von Abwasserrohren auch Bäume und Pflanzen wachsen. Bedingt durch schlechte oder undichte Rohrverbindungen und Hohlräume, oder aufgrund schlechter Verdichtung und Ausspülungen kommt es zu Wurzeleinwuchs in Kanalsystemen. In vielen alten Rohrleitungen finden sich ideale Grundlagen für derartigen Bewuchs, denn die Umgebung ist warm, feucht und nährstoffreich zugleich. Der daraus resultierende Schaden jedoch kann enorme Ausmaße annehmen, nicht allein auf das Material bezogen, sondern auch in Bezug auf die Kosten seiner Beseitigung oder Reparatur.
Wurzelwachstum in der Kanalisation – Ursachen und Auswirkungen
In Abwassersysteme eindringende Baumwurzeln können signifikante Schäden an Rohrleitungen verursachen. Die Auswirkungen betreffen Kommunen, Unternehmen sowie Eigenheimbesitzer gleichermaßen. Schnellwachsende Wurzeln können die unterirdische Infrastruktur stark beschädigen oder komplett zerstören, zugleich steigen die damit zusammenhängenden Kosten für Reparatur oder Austausch ins Unermessliche. Schätzungen gehen davon aus, dass mehr als die Hälfte aller Kanalverstopfungen auf starken Wurzeleinwuchs zurückzuführen sind.
Eine kürzlich veröffentlichte Studie, die von Wissenschaftlern aus Bogotá (Kolumbien) durchgeführt wurde, bestätigt das, was Biologen und Tiefbauingenieure seit Längerem wissen: „Größere Bäume neigen dazu, größere Rohrschäden zu verursachen; Aus diesem Grund ist die Baum-Rohr-Distanz ein relevanter Parameter für ein verringertes Schadenpotenzial.“ Zugleich zeigte die Studie, dass kumulative Niederschläge sowie Rohrlängen keine nennenswerten Auswirkungen auf die beobachteten Wurzeleinbrüche hatten. Bestimmte Rohrmaterialien sind darüber hinaus resistenter gegenüber Wurzelbeschlag, als andere.
Interessante Fakten:
- Alte Leitungen mit Steckverbindungen bei geringer Einbautiefe und kleinen Durchmesser gelten als anfälliger für Wurzeleinwuchs.
- Je weniger Verbindungen bzw. länger die Leitungen, desto geringer ist das Risiko eines starken Wurzeleinwuchses.
- Große, schnell wachsende Bäume sind für den Großteil des Wurzeleinwuchs in Kanalisationsrohren verantwortlich.
- Rohre, die beispielsweise aus Ton, Ziegel oder Beton gefertigt sind, werden mit der Zeit schlechter und können im Zuge von Bodensetzungen oder -erosion brechen oder die Verbindung getrennt werden.
- In der Nähe von Abwasserleitungen befindliche Baumwurzeln können durch Risse in diese eindringen. Mit der Zeit steigt das Risiko eines Wurzeleinwuchses, sie dehnen sich aus und bauen einen immensen Druck auf, der in der Lage ist, selbst die dichtesten Rohrverbindungen aufzubrechen. Deshalb werden Abwasserleitungen im Normalfall soweit möglich auch tiefer verlegt.
- Baumwurzeln, die selbst in größeren Einbautiefen vordringen, nennt man „Ankerwurzeln“ und können völlig intakte Rohre problemlos umgeben. Eine Beschädigung ist nur dann zwangsläufig gegeben, wenn sich im Rohr ein Riss bildet oder eine Öffnung befindet, die als Einfallstor für derartige Wurzeln dienen und ihr Wachstum befördern.
- Nährstoffführende Wurzeln sind jene feinen, faserigen und an Haare erinnernden Wurzeln, die sich normalerweise innerhalb des ersten Meters unterhalb der Erde befinden.
- Eine beschädigte Abwasserleitung führt dazu, dass Wasser sowie Abwasser austritt und Luft wiederum in den Boden entweichen kann. Dies führt zu idealen Wachstumsgrundlagen, denn die Mischung aus Nährstoffen, Sauerstoff und Wasser befördert Wachstum und Gedeih der Baumwurzeln. Nun können sich, ausgehend von der Ankerwurzel, viele kleine, sehr feine nährstoffführende Wurzeln ausbilden, die in das Rohr eindringen und langsam, aber sicher eine Verstopfung verursachen.
- Nach Angaben des IKT, des Instituts für unterirdische Infrastruktur, können Wurzeln durchaus länger als zwei Jahre innerhalb einer Rohrverbindung wachsen, bevor sie letztlich in die Rohrdichtung eindringen.
Abwasserleitungen und Rohrmaterialien
Was unternehmen Sie, wenn Ihre Abwasserkanäle von Wurzeleinwuchs betroffen sind und dadurch verstopfen? Wavin stellt Patrick de Beer, Ingenieur bei PipeVision, die wichtigsten Fragen zum Thema.
Wavin: Wie häufig kommt es vor, dass Kanalverstopfungen auf einwachsende Wurzeln zurückzuführen sind?
Patrick de Beer: Dies ist abhängig vom Alter der Abwasserleitung. Ältere Kanalisationsrohre sind häufiger betroffen, da diese in vielen Fällen nur unzureichend eingebaut wurden.
Wavin: Welche Ursachen sind am wahrscheinlichsten, wenn sich Wurzeln innerhalb eines Abwasserkanals ausbreiten?
Patrick de Beer: Sofern Einläufe in Kanalisationen aus Beton angelegt wurden, so sind schlechte und undichte Verbindungen mit Abstand die häufigste Ursache für das Einwachsen nährstoffführender Wurzeln. Sofern bei der Installation der Abwasserleitung jedoch alles korrekt durchgeführt wurde, tritt dieses Problem nur sehr selten auf.
Wavin: Lässt sich daraus schließen, dass dieses Problem in modernen Abwasserleitungen nicht so oft auftritt?
Patrick de Beer: Es passiert nur sehr selten in Abwasserrohren aus Kunststoff, da die Verbindungen als äußerst sicher und dicht gelten. Zudem kommt hinzu, dass es bei Kunststoff-Rohren oftmals weniger Verbindungen bedarf. Ähnlich sieht es bei Verbindungen zwischen einzelnen Rohren aus, die in der Regel dicht sind, womit eine Leckage weniger wahrscheinlich wird. Häufig ist dieses Problem jedoch bei älteren Kanalrohren festzustellen.
Wavin: Welche Vorgehensweise empfiehlt sich bei starkem Wurzeleinwuchs in Abwasserkanälen?
Patrick de Beer: Wir setzen einen Wurzelschneider ein oder greifen auf eine spezielle Kanalreinigungsdüse zurück, die wie ein Warzenschwein den Grund durchwühlt und dadurch Wurzeln effektiv entfernt. Doch klar ist auch: Wurzelschneiden ist dasselbe wie Beschneiden, denn die Wurzeln werden kontinuierlich nachwachsen. Es handelt sich hier also lediglich um eine vorübergehende Lösung. Effektiver und aus meiner Sicht sinnvoller ist hier deshalb eine Kanalsanierung. Hierbei wird ein Teil der Rohre durch solche aus modernem Material ersetzt. Eine Alternative wäre außerdem die grabenlose Rohrsanierung.
Die Kosten
Die Kosten, die im Falle eines Rohrbruchs entstehen, können regelmäßig höher sein als bei Neubauten. Und gerade dann, wenn Hauptabläufe sowie Kanalisationsrohre betroffen sind, diese also einen besonders starken Wurzelbewuchs aufweisen, kann es schnell sehr teuer werden. Hierdurch steigt das Risiko von Kanalschäden, die wiederum die Gefahr mit sich bringen, dass Straßen oder Gebäude überschwemmt werden – sehr zum Missfallen des Haus- und Grundstückseigentümers, aber auch der Kommune. Seriöse Schätzungen hinsichtlich der Kosten für einen Austausch respektive eine Reparatur von Abwasserleitungen sind nicht machbar, sie erreichen aber nicht selten mehrere tausend Euro.
Laut einer Studie mit dem Titel „Baumwurzeleinwuchs in Abwassersystemen: Überprüfung von Umfang und Kosten“, die jüngst im „Journal of Infrastructure Systems“ veröffentlicht wurde, ist es durchaus möglich, dass „die mit der Wurzelentfernung verbundenen Kosten ein Sechstel der Kosten für den jeweiligen Rohrersatz bzw. die Rohrerneuerung, die aufgrund eines Wurzelbeschlags notwendig werden, erreichen können.“
Welche Maßnahmen können wir also ergreifen, um effektiv ein fortschreitendes Wachstum von Baumwurzeln in unseren Abwassersystemen zu verhindern?
Beschränkung des Wachstums von Baumwurzeln
Bodenlösungen, eine durchdachte Anordnung von Bäumen und Pflanzen sowie einwandfrei und ordnungsgemäß installierte Abwasserleitungen, bestehend aus einem dauerhaften Rohrleitungsmaterial, sind die drei wesentlichen Maßnahmen, um ein weiteres Wachstum von Baumwurzeln innerhalb von Abwasserkanälen zu verhindern.
Bodenlösungen: Das IKT empfiehlt hier die Umsetzung von gleichermaßen passiven wie aktiven Schutzmaßnahmen. Passive Maßnahmen wie das Einbringen von flüssigem Boden in den Graben, der das Wurzelwachstum verhindern würde, bieten sich an. Ebenso wie aktive Maßnahmen, hier beispielsweise die Bodenbelüftung, der Einsatz von Pflanzgruben oder separaten Wurzelgräben.
Bäume mit geringerem Schadenspotenzial: Wesentlich für Sie als Grund- und Hauseigentümer ist es, zu kontrollieren, wo und in welcher Anzahl welche Bäume konkret gepflanzt werden. Grundsätzlich sollte die Anzahl der Bäume, die im unmittelbaren Umfeld zu Abwasserleitungen positioniert werden, niedrig bleiben. Sinnvoll wären vor allem kleinere Bäume, die flache Wurzelstrukturen aufweisen und sich deshalb auch für eine Bepflanzung nahe einer Abwasserleitung eignen. Einige immergrüne Pflanzen, darunter Zypressen, ebenso wie Obstbäume (wie Kirsche, Pflaume oder Pfirsich), gelten als relativ ungefährlich und verringern das Risiko, dass Kanalisationsrohre hierdurch Schaden nehmen könnten.
Wichtig ist und bleibt, größere Bäume unbedingt von unterirdischer Kanalisation fernzuhalten. Aus der Praxis wissen wir um einige Baumarten, der besonders schnell Wurzeln schlagen und daher unter keinen Umständen in die Nähe von Abwasserleitungen kommen sollten. Dazu zählen Ahorn, Pappel, Birke, Weide, Ulme, Aschenpappel sowie russische Olive.
Kunststoff-PP-Rohre – die nachhaltige Option: Bleiben Maßnahmen zur Beschränkung der Baumwurzeln in Abwasserleitungen aus, so droht das Abwasserrohr vollständig zu blockieren. Eine solche Wurzelinvasion ist wesentlich unwahrscheinlicher, wenn die betreffenden Abwasserleitungen ordnungsgemäß abgedichtet sind und sich in einem allgemein guten Zustand befinden.
Eine bedeutende Rolle aber spielt analog hierzu das Material, aus welchem das Rohr gefertigt ist. Kunststoff-PP-Rohre gelten als äußerst langlebig, dicht sowie nachhaltig, sie finden daher bevorzugt Verwendung in den Rohrleitungslösungen aus dem Hause Wavin – unsere Abwasser- und Entwässerungssysteme basieren zum Großteil auf diesem innovativen Material. Sie sind sehr leicht, können einfach installiert werden und lassen sich problemlos warten – zudem sind sie sehr robust, sie können nicht durch Wurzelwachstum geschädigt werden. Der entscheidende Pluspunkt, denn ein beschädigtes Kanalisationsrohr ebnet Baumwurzeln den Weg in ein äußerst wachstumsfreundliches Umfeld, womit sie das Rohr und seine Funktionsfähigkeit vollständig einschränken können.
Die Lösung: Wavin Acaro – eine neue PP-Generation
Es lohnt sich, dies nochmals zu wiederholen: Vorsicht ist immer besser als Nachsicht. Wer systematisch ansetzt und proaktiv sich Gedanken macht bezüglich Bodenmanagement und Bepflanzung, der profitiert langfristig. In Bezug auf Ihr Abwassersystem heißt das: Gibt es Probleme oder Schäden, so wird sich dies auch unmittelbar zeigen.
Der Kontakt zum Fachbetrieb Ihres Vertrauens beziehungsweise Profis - welche die notwendigen Untersuchungen durchführen, um das Problem zu lokalisieren und Gegenmaßnahmen zu ergreifen – ist sicherlich der erste Schritt.
Warum Acaro PP einsetzen?
Verschiedene Aspekte verhindern die Gefahr eines Wurzeleinwuchses. So werden die speziellen, patentierten Dichtungen aus EPDM sind nach DIN EN 681-1 gefertigt. Zudem wurden die hohe Dichtsicherheit über die gesamte Lebensdauer und die Wurzelfestigkeit gemäß DIN EN 14741 geprüft. Letztlich erfüllt das Dichtsystem die Anforderungen an die Langzeitdichtheit bei 10% Verformung und einem Anpressdruck nach 100 Jahren von min. 2 bar. Das Spaltmaß der Muffenverbindung liegt deutlich unter 1,5 % und bietet dadurch eine weitere Sicherheit gegen Wurzeleinwuchs.
Interessante Links
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► Tegra-Schacht: Kanalrohr Acaro kann mit Tegraschächten kombiniert werden