Dem Trinkwasser kommt hierzulande eine besondere Bedeutung zu. Aus gutem Grund ist der Qualitätsanspruch sehr hoch. 99 Prozent aller im Wasser vorkommenden Mikroorganismen neigen dazu, wasserkontaktierte oder wasserbenetzte Oberflächen und Materialien zu besiedeln. Von dort aus, können sie gefährliche Krankheiten auslösen. Um ein verkeimen der Anlage zu verhindern sind daher entsprechende Spielregeln zu beachten, um spätere Mängel vorzubeugen.
Mikroorganismen neigen zum besiedeln aller Materialien. Besonders förderlich für ein Wachstum sind Gummi und Silikone - Materialien, die in nahezu allen Trinkwasserinstallationen zu finden sind. Faktoren wie PH-Wert, Nährstoffangebot, Sauerstoff und Temperatur spielen zudem eine Rolle. Umso wichtiger ist es, diese Parameter zu kennen und die gängigen Installationsrichtlinien einzuhalten.
Neben anderen Mikroorganismen gehören die Pseudomonaden und Legionellen zu den am häufigsten anzutreffenden im Trinkwassersystem. Sie kommen zum einen planktonisch, d. h. im Wasserstrom schwebend vor. Bevorzugte Besiedlungsstätten sind außerdem Engstellen in der Anlage oder raue Oberflächen. Biofilme an diesen Stellen geben einen optimalen Nährboden und begünstigen das Wachstum der Organismen zusätzlich. Die optimalen Bedingungen für ein Wachstum liegen bei Temperaturen von 32 bis 43 °C und einem pH-Wert zwischen 5,0 und 8,5.
Im System richten die Lebewesen erst einmal kaum Schaden an. Treten sie allerdings beispielsweise in einer Dusche als Aerosol aus und werden eingeatmet, können sie verheerende Krankheitsbilder auslösen. Zu den Risikopersonen gehören unter anderen ältere Menschen, immungeschwächte Personengruppen bzw. chronisch Lungenkranke. Bei ihnen kommt es meist zum Pontiac-Fieber (grippeähnliche Erkrankung) innerhalb von 24 bis 48 Stunden. Legionellose gehört ebenfalls zu den Krankheitsbildern. Diese schwere Form der Lungenentzündung ist seit 1976 bekannt und braucht ca. 2 bis 10 Tage bis zum Ausbruch.
Um solche Szenarien zu verhindern, gilt es die einschlägigen Normen und Richtlinien einzuhalten und umzusetzen. Hierzu zählt das DVGW-Arbeitsblatt W 551. Die darin formulierten Vorgaben und Anforderungen gewährleisten bei Einhaltung einen hygienisch sicheren Betrieb von Trinkwasser-Installationen. Insgesamt ergeben sich fünf Grundregeln:
Besonders in Altbauten finden sich immer wieder unbenutzte Leitungsstrenge. Diese gilt es zu lokalisieren und zu entfernen, um an solchen Stellen ein Verkeimen vorzubeugen. Ebenfalls gilt es den Nutzer davon zu überzeugen, dass jede Auslaufstelle seinem Nutzen zugeführt wird. Soll heißen: Beispielsweise eine Badewanne – auch wenn sie nicht gebraucht wird – muss auch als solche genutzt und stetig gespült werden. Ansonsten drohen hygienisch bedenkliche Zustände, die auf das gesamte System zurückfallen können. Gleichen gilt für die Filteranlage am Hauswasseranschluss. In der Praxis kann häufig beobachtet werden, dass der Kartuschenwechsel vernachlässigt wird. Ein automatischer Rückspülfilter stellt eine gute Alternative dar.
Doch nicht nur die Gegebenheiten vor Ort müssen überprüft werden. Genauso wichtig ist es, sich selbst und sein Material auf Qualität zu prüfen. Dazu zählt, das Material auf ihre Zulassungsverwendung zu kontrollieren. Ebenfalls sind die Rohre und die Fittings gegen das Eindringen von Verschmutzungen zu schützen. Hierzu bieten die jeweiligen Qualitätshersteller wie Wavin beispielsweise Verschlussstopfen für die Rohre an. Diese sollten auch nach dem Ablängen des Rohres weiterhin Verwendung finden.
Die DIN EN 806 (Technische Regeln Trinkwasserinstallation) gibt vor, dass eine Installation für eine kalkulierte Lebensdauer von 50 Jahren den funktionalen Anforderungen entsprechen muss, keinen Schaden anrichten und die Gesundheit nicht gefährden darf. Um die Trinkwasserhygiene langfristig gewährleisten zu können, ist es wichtig die genauen Nutzungsbedingungen in der Planungsphase festzulegen. Denn nur mit einer solchen Bedarfsermittlung können die Leitung entsprechend dimensioniert werden. Eine optimale Planung sieht klein dimensionierte Rohrleitungssysteme vor, die mit strömungsgünstigen Bauteilen und mit geringen Wassermengen in den Rohrleitungen ausgeführt werden soll. Dabei ist eine Überdimensionierung zu vermeiden, damit ein stetiger Wasseraustausch gegeben ist.
Aus hygienischer Sicht sollten die Leitungen als Reihen- oder Ringinstallation ausgeführt werden. In der Reihenleitung müssen die Entnahmestellen mit einem Doppelanschluss versehen werden. Das Rohr wird von einer Entnahmestelle unmittelbar zur nächsten weitergeführt. Der am häufigsten benutzte Verbraucher (z.B. WC-Spülkasten) sollte dabei am Reihenende liegen. In Anlagen, die keinen Hauptverbraucher haben, sollte hingegen ein Ringsystem vorgesehen werden. Wie in der Reihenleitung müssen dabei die Entnahmestellen mit einem Doppelanschluss versehen werden und das Rohr wird von einer Entnahmestelle unmittelbar zur nächsten weitergeführt. Nun wird die Leitung von der letzten Entnahmearmatur zurück zum Verteiler geführt. Bei diesem System strömt das Wasser bei einer Wasserentnahme von beiden Seiten zur entsprechenden Auslaufarmatur und durchströmt alle Anschlüsse. So entsteht:
Eine T-Stück-Installation sollte entgegen der gängigen Praxis nur bei häufig und regelmäßig genutzten Entnahmestellen verwendet werden. Wobei man unter „häufig“ „täglich“ verstehen sollte.
Die Temperaturen von Kalt- und Warmwasserleitungen sind generell durch fachgerechte Verlegung und Dämmung zu begrenzen. Zu den wichtigen Maßnahmen zählen der Abstand der Kaltwasserleitungen zu wärmeführenden Installationen, keine Durchführungen durch Heizestriche sowie separate Schächte für Steigleitungen. Auf diese Weise wird garantiert, dass Kaltwasser maximal bis 25 °C erwärmt wird und die Temperatur des Warmwassers nicht unter 55 °C sinkt. Diese Werte gelten für alle Teile des Systems.
Zirkulationssysteme sind ebenfalls wichtige Bestandteile, um die Hygiene in der Anlage aufrechtzuhalten. Daher sind sie in den Merkblättern W 551 und W 553 des DVGW zu finden und in jeder Großanlage zu installieren. Hierzu zählen Anlagen:
Bei der Planung ist besonders auf die Bemessung von Leitung und Pumpe zu achten. Im zirkulierenden Wasserstrom darf die Warmwassertemperatur nach DIN 1988-200 nicht mehr als 5 K abkühlen. Zudem ist die Pumpe so einzustellen, dass sie innerhalb von 24 Stunden nur maximal 8 Stunden stillsteht - und das auch nur bei einwandfreien hygienischen Verhältnissen, wie die Trinkwasserverordnung vorgibt.
Um Platz bei der Installation zu sparen, können innenliegende Zirkulationssysteme, wie vom Unternehmen Wavin angeboten, verwendet werden. Das ist eine effiziente Form der Installation und bietet, neben dem gesparten Platze, einige Vorteile:
Alle Bauteile und Materialien, die mit Trinkwasser in Berührung kommen, dürfen keinerlei Beeinträchtigungen der Trinkwasserqualität bewirken. Kunststoffe im Sinne des Lebensmittel- und Bedarfsgegenständegesetzes können uneingeschränkt verwendet werden. Diese Werkstoffe verfügen über eine Zulassung, die deren Eignung eindeutig feststellt und die KTW-Empfehlung (lebensmittelphysiologische Unbedenklichkeit, KTW steht für „Kunststoff-Trinkwasser“) des Bundesgesundheitsamtes anzeigt. Außerdem erfüllen sie die Anforderungen des DVGW-Arbeitsblattes W 270 (mikroorganisches Wachstum). Kunststoffe mit entsprechendem Prüfzertifikat erfüllen alle einschlägig geforderten Anforderungen. Metalle, die auf der Positivliste des Umweltbundesamtes aufgeführt sind, können ebenfalls bedenkenlos in der Trinkwasserinstallation eingesetzt werden. Wavin verwendet ausschließlich auf der UBA-Liste geführte Metalle. Qualitätsprodukte wie die Wavin Mehrschicht-Verbundrohrsysteme tragen das DVGW-Zeichen und erfüllen die Anforderungen der KTW-Prüfungen sowie des Arbeitsblatts W 270. Auf dieses Zeichen ist stehts zu achten.
Auch bei der Dichtheits-/Druckprüfung muss hygienebewusst vorgegangen werden, etwa entsprechend des ZVSHK-Merkblatts „Dichtheitsprüfung von Trinkwasser-Installationen“ und der BHKS-Regel 5.001 „Druckprüfung von Trinkwasserleitungen“ (BHKS – Bundesindustrieverband Heizungs-, Klima-, Sanitärtechni/Technische Gebäudesysteme e. V.). Eine hygienisch einwandfreie Dichtheitsprüfung ist nur in Form einer „Trockenprüfung“ mit ölfreier Druckluft oder Inertgas (Stickstoff oder Kohlendioxid) möglich.
Zu guter Letzt sind Planer und Verarbeiter verpflichtet, eine Übergabe der Trinkwasserinstallation an den Betreiber vorzunehmen und ihn mit allen hygiene- und sicherheitsrelevanten Bedienungen der Anlage vertraut zu machen. Dann kann die Anlage für Trinkwasser so sicher betrieben werden, wie sie geplant, installiert und geprüft wurde.