Auch in der Lübecker Boelckestraße werden seit Ende 2021 Regen- und Schmutzwasser getrennt voneinander abgeführt. Damit der Umbau des bestehenden Kanalnetzes möglichst schnell und ohne Verkehrsbeeinträchtigungen im Wohngebiet durchgeführt werden konnte, beauftragten die Entsorgungsbetriebe Lübeck die Diringer & Scheidel Rohrsanierung GmbH & Co. KG mit der Installation von Wavin Compact Pipe®.
Die Entsorgungsbetriebe Lübeck (EBL) sind Umweltdienstleister der Hansestadt und unter anderem für die Abwasserentsorgung und -reinigung verantwortlich. Um die Qualität der Oberflächengewässer und des Grundwassers in Lübeck kontinuierlich zu verbessern, haben es sich die EBL zum Ziel gesetzt, verstärkt gegen die Schmutzwassereinträge infolge von Starkregen vorzugehen. Aus diesem Grund lassen sie das bestehende Kanalnetz sukzessive auf ein Trennsystem umbauen. Gut 70 Prozent des Lübecker Kanalnetzes führen Regen- und Schmutzwasser bereits getrennt voneinander ab. Auch die Boelckestraße im Stadtteil Travemünde gehört seit Ende 2021 dazu. Zwischen März und September wurde hier ein neuer Regenwasserkanal verlegt und der vorhandene, Schäden aufweisende Mischwasserkanal saniert und zu einem reinen Schmutzwasserkanal umfunktioniert.
Zum Einsatz kamen für die neuen Abwasserleitungen und Schächte 60 Meter Compact Pipe® PE-100 der Nennweite DN 300 (SDR-Klasse 26), 260 m Compact Pipe® PE-100 der Nennweite DN 200, ebenfalls SDR 26 sowie zwölf Tegra-PE-Schächte DN 1000.
Gleich mehrere Gründe führten zu der Entscheidung der EBL, die Kunststoffsysteme der Wavin GmbH einzusetzen:
Compact Pipe® war für die Maßnahme in der Boelckestraße zudem wie gemacht: Aufgrund der zentralen Lage sollten auf eine offene Grabenbauweise verzichtet und die Maßnahmen zügig fertiggestellt werden. Hier konnte das System seine Stärken voll ausspielen, da mit Compact Pipe® bei Kanalsanierungen Tiefbauarbeiten gänzlich entfallen. Für Start und Ziel werden vielmehr die vorhandenen Schächte genutzt, so dass sich Verkehrsbeeinträchtigungen und Baustellenlärm auf ein absolutes Minimum reduzieren. Ein neues eigenständiges Rohr in der alten Haltung sollte installiert werden. Compact Pipe® ist ein derartiges „Rohr in Rohr-Verfahren“, bei dem ein neues PE-Rohr eng anliegend (Close-fit) in einem schadhaften Altrohr eingebaut wird. Das Altrohr fungiert während der Installation lediglich als Schalung und verbleibt im Erdreich.
Damit das kreisrunde PE-Rohr, dessen Außendurchmesser dem Innendurchmesser der alten Rohrleitung entspricht, problemlos in die alten Haltungen eingezogen werden kann, wird es bei der Produktion C-förmig vorverformt. Anschließend erfolgt die Wicklung auf Trommeln und der Transport zur Baustelle. Das Einziehen mit Hilfe einer Seilwinde ist aufgrund des im Vergleich zum runden Rohr verringerten Querschnitts leicht möglich. Durch Wärme- und Druckbeaufschlagungen wird es anschließend wieder in seine ursprüngliche Kreisform gebracht. Durch weitere Wärme und Druckbeaufschlagung erfolgt die Close-fit Position im Altrohr.
Das Verfahren hat enorme Vorteile. So entfallen langwierige und kostenintensive Straßen- und Tiefbauarbeiten sowie die sonst bei offenen innerstädtischen Baumaßnahmen häufigen Unzugänglichkeiten im Rohrgraben. Nennweitenabhängig (DN 500 – DN 150) kann das PE-Rohrsystem Compact Pipe® an nur einem Arbeitstag in einem Rohrleitungsabschnitt von 90 Meter bis 600 Meter installiert werden.
Das grabenlos installierte Compact Pipe® weist die PE üblichen hohen Betriebssicherheiten von 80 – 100 Jahren nach. Erst im November 2022 hatte das unabhängige Forschungsinstitut IKT beim Warentest für die Sanierung von Abwasserdruckrohrleitungen die Bestnote 1,8 mit entsprechendem Prüfsiegel erteilt.
In der Boelckestraße in Travemünde war die Diringer und Scheidel Druckrohrtechnik GmbH & Co. KG mit der Installation von Compact Pipe® beauftragt. Die Grothe Bau GmbH & Co. KG, Lübeck war für das Setzen der Tegra 1000 PE-Schächte verantwortlich. Auch Tegra 1000 PE-Schächte sind bestens praxiserprobt. Seit mehr als 20 Jahren erfolgreich am Markt, konnte ihre hohe Langzeitdichtsicherheit auch in vielen Prüfungen nachgewiesen werden. Demnach stellen In- und Exfiltration hierbei kein Thema mehr dar. Die Anbindung der Compact Pipe® Haltungen an die Schächte erfolgt durch Elektro-Schweissmuffen. Die stabile rippenverstärkte Vollwandkonstruktion der Schächte ermöglicht den Einsatz unter
Schwerlastverkehr und sorgt für hohe Beulsicherheit. Mit der Umstellung von Misch- auf Trennsystem in der Travemünder Boelckestraße sind die EBL ihrem Ziel eines komplett modernisierten, zukunftsgerichteten Kanalsystems in der Hansestadt wieder um ein paar hundert Meter nähergekommen. Schmutzwassereinträge in Oberflächengewässer und Grundwasser dürften vor Ort somit bald der Vergangenheit angehören.