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Mit RISA gegen die Fluten

Geschrieben von Admin | Jun 8, 2020 10:00:00 PM

Hamburg setzt auf interdisziplinäre Lösungen

Extremwetterlagen – hierin sind sich die Experten einig – stellen Versorger und Netzbetreiber vor große Herausforderungen. Auch leitungsgebundene Infrastrukturen und kommunale Entwässerungssysteme müssen deshalb wassersensibel angepasst und konstruktiv auf den Wechsel zwischen lange anhaltenden Trockenperioden und punktuell auftretenden Starkregenereignissen eingestellt werden. Zunehmend arbeiten Politik und Gesellschaft, Wissenschaftler vieler Fachrichtungen, Stadtplaner und Netzbetreiber gemeinsam und im Schulterschluss an interdisziplinären Lösungen. 

So auch in der Freien und Hansestadt Hamburg: Mit „RISA – RegenInfraStrukturAnpassung“ – es wurde von HAMBURG WASSER gemeinsam mit der damaligen Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt initiiert – existiert ein Werkzeug, um Lösungen für die zunehmenden Zielkonflikte zwischen Stadtentwicklung und Wasserwirtschaft zu erarbeiten. RISA ist mittlerweile wichtiger Bestandteil bei der Erschließung neuer Wohngebiete, wie beispielsweise des neuen Stadtteils Oberbillwerder. So sind bei der Entwässerung des Planungsraums die Grundsätze der naturnahen, offenen Oberflächenentwässerung nach RISA ebenso zu beachten, wie die Anforderungen einer naturnahen Gewässerentwicklung und -unterhaltung. Gemäß RISA stehen dabei Aspekte wie zum Beispiel Entsiegelung, Rückhaltung, Verdunstung, Versickerung, Speicherung und Nutzung von Regenwasser sowie Dachbegrünung und multifunktionale Nutzung von Flächen im Vordergrund.

Räume wassersensibel gestalten

Inhaltlich konzentriert sich RISA darauf, die Ist-Situation zu analysieren und zu bewerten, um darauf aufbauend die erforderlichen technischen, planerischen und organisatorischen Grundlagen für ein neues Regenwassermanagement zu entwickeln. Es werden Empfehlungen zur kooperierenden Planung auf allen Planungsebenen gegeben. Sie sollen eine vertrauensvolle Zusammenarbeit von Stadtplanung, Verkehrsplanung und Wasserwirtschaft an gemeinsamen Lösungen unter Ausschöpfung aller Synergieeffekte ermöglichen. Gleichzeitig wird mit RISA die Relevanz des Wasserthemas für die Stadtentwicklung durch eine intensive Informationspolitik, öffentliche Diskussionsforen und Bürgerbeteiligung bei Pilotvorhaben in der Öffentlichkeit verankert und die Akzeptanz für daraus resultierende Maßnahmen gefördert. Das wird bei der Entwicklung von Oberbillwerder umgesetzt. Das Entwässerungskonzept des neuen Stadtteils berücksichtigt Starkregenereignisse mit einer 100-jährlichen Eintrittswahrscheinlichkeit – ohne dass Regenwasser in die Kanalisation eingeleitet wird. Stattdessen sollen öffentliche und private Räume wassersensibel gestaltet werden. Für stärkere Regenereignisse sind möglichst multicodierte Retentionsflächen und im Sinne einer dezentralen Regenwasserbewirtschaftung Dach- und Fassadenbegrünungen vorzusehen.

Der neue Stadtteil soll ab 2023 rund 16.000 Menschen eine neue Heimat bieten. Auf 124 ha sollen rund 7.000 Wohneinheiten entstehen. Dazu bis zu 5.000 Arbeitsplätze, ein Bildungs- und Begegnungszentrum, 2 Grundschulen, bis zu 14 Kitas und noch einmal so viele soziale Einrichtungen, öffentliche Grün- und Freiflächen mit zahlreichen Spielplätzen sowie ein großer Aktivitätspark und ein Schwimmbad.

Zentrales Entwässerungselement: Grüner Loop

In Oberbillwerder sollen die überwiegend naturnahen, erlebbaren Wasserläufe Wohn- und Aufenthaltsqualitäten in den Stadtraum bringen und zugleich der Entwässerung dienen.

Innerhalb des neuen Stadtteils ist der Grüne Loop zentrales Entwässerungselement, da hier das anfallende Regenwasser von öffentlichen und in Teilen auch das von privaten Flächen gesammelt und weitergeleitet wird. Unter der Prämisse der Mehrfachnutzung bietet der Grüne Loop nicht nur attraktive Wasserflächen, sondern kann als Retentionsraum auch hundertjährliche Regenereignisse bei bestimmten Dauerstufen aufnehmen.

(Foto: iba Hamburg GmH)
 

Quellen:

Masterplan für den neuen Stadtteil Oberbillwerder in Hamburg-Bergedorf Vergabeunterlagen mit Aufgabenstellung und Verfahrensablauf Wettbewerblicher Dialog, Hamburg 2018, IBA Hamburg

RISA STRUKTURPLAN REGENWASSER 2030,

Ergebnisbericht des Projektes RISA – RegenInfraStrukturAnpassung, Hamburg, Juni 2015, Hrsg: Hamburger Stadtentwässerung AöR (HSE) und Behörde für Umwelt und Energie (BUE)

 

Interessante Links

► Rigolensystem Wavin AquaCell zur Entwässerung von kleinen und mittelgroßen Flächen

► Q-Bic Plus Versickerungs- und Rückhaltesystem für verschiedenste Größenordnungen

► Wavin PolderRoof - Dachbegrünung und Wasserspeichersystem

► Wavin  TreeTank zur Unterstützung des natürlichen Wasserkreislaufs